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Hast Du Dich schon bei Deinem Pferd entschuldigt?

Karen Golz

„Ich fühl mich so schlecht – ich könnte mich den ganzen Tag bei meinem Pferd entschuldigen…“


Das neue Jahr fing bei meiner Kundin mit einer schonungslosen Reflexion über einen gebuchten Lehrgang an. Die Erwartung, sie und ihr Pferd würden in den zwei Tagen viel Spaß haben und mit einem nachhaltigen Trainingserfolg nach Hause fahren, wurde herbe enttäuscht.


Sie war aber nicht nur enttäuscht, sondern machte sich große Vorwürfe, viel länger ausgehalten und mitgemacht zu haben, als sie eigentlich wollte.

Denn, dass ihr Pferd sich nicht wohl fühlte und teilweise überhaupt nicht verstand, was man von ihm wollte, hatte sie recht früh bemerkt.

Sie war so traurig, dass sie fast unsere Stunde abgesagt hätte. Hat sie aber nicht.

Warum auch? Das, was ihr so durch den Kopf ging, treibt ja viele von uns um.

Als Pferdebesitzer machen wir täglich Fehler. Kleine und große. Da kommt über die Jahre einiges zusammen.

Wichtig ist, nicht am Schuldgefühl zu verzweifeln, sondern mit den gemachten Fehlern zu wachsen. Das ist oft - aus unterschiedlichen Gründen - gar nicht so einfach.


Ich kann das alles sehr gut nachvollziehen – ich habe zwei Pferde, bei denen ich mich für ganz viele Sachen entschuldigen möchte.

Besonders bei meinem lieben Pit, der 20 Jahre an meiner Seite war und die Anfänge und „Lehrjahre“ meiner reiterlichen Karriere mitmachen musste. Oh weh…


Ok – er hatte bei mir ein besseres Leben als im Schulbetrieb. Aber Fehler habe ich ohne Ende gemacht:


  • Wahl des Stalles (Boxenknast, kaum Weide)

  • Wahl des Trainers (cholerischer Springreiter)

  • Wahl der Ausrüstung (Sperriemen, Ausbinder, Sporen? Hatte ich alles im Schrank.)

  • Wahl des Trainings (20 Min. Freispringen im Winter? Ich bin dabei…)


Ich hab's halt so gemacht wie die anderen. Ich wusste es nicht besser.

Auch, wenn ich jeweils recht schnell erkannt habe, was für ein echter Mist das ist, tut es mir immer noch unendlich leid, dass er darunter leiden musste. Aber das rückblickende Bedauern hilft ja keinem.


Eine Frau und ein Pferd in einer Reithalle,diesich anschauen.
Fehler darf man machen. Aber bitte nicht zweimal.

Dem Pferd schon gar nicht.

Das Einzige, das hilft: aus dem Fehler lernen und ihn nicht ein zweites Mal machen.

Mach Deinen Frieden mit Dir selbst.

Mein zweites Pferd Jarote profitiert natürlich davon, dass ich nicht nur aus Fehlern gelernt habe, sondern ich mich jetzt auch noch hauptberuflich den ganzen Tag mit (fast) nichts anderem als dem Thema „Pferd“ beschäftige.

Mache ich deswegen keine Fehler mehr? Nein.


Merke ich schneller, wenn ich auf dem falschen Weg bin? Ja.

Bin ich jetzt frei von Schuldgefühlen? Nein.

Schaffe ich, das Prinzip des Lebens positiv und proaktiv anzunehmen? Ja.

Meistens.


Zurück zu meiner Kundin.

Das Gute an unserem Gespräch (aufgrund der Wetterverhältnisse hatte das Pferd fast frei) war, dass sie erst nur über ein vages negatives Bauchgefühl während des Lehrgangs berichtete - dann aber schnell formulieren konnte, was alles GENAU nicht gut lief. Also, was sie und ihr Pferd so auf keinen Fall wieder erleben möchten.


Super guter Ansatz.


Wir haben direkt 3 neue Trainingsziele für die nächsten Wochen identifiziert, an denen sie mit ihrem Pferd arbeiten möchte. Um so auch ihrem Pferd zu zeigen:

Ich habe mich nicht nur von Herzen bei Dir entschuldigt – ich will Dir auch zeigen, dass es ab jetzt anders und für Dich besser wird.


Wann hast Du Dich das letzte Mal bei Deinem Pferd entschuldigt? Es um Verzeihung für eine Entscheidung gebeten, die Du aufrichtig bereust?

 
 
 

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